Foto von Ionel Stanciu auf pixabay.com

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Ein Jahr Krieg in der Ukraine – eine kurze Chronik

Der Krieg in der Ukraine tobt nun schon seit einem Jahr und viele haben sich bereits an diesen Zustand gewöhnt. Doch wir dürfen uns nicht daran gewöhnen – warum nicht, zeigt unsere Chronologie der Ereignisse der vergangenen 365 Tage; diese ist keinesfalls vollständig, bildet aber ein wenig das Gesamtausmaß der Eskalation ab, die bis zum heutigen Tage führten.

Die Quellen, die wir für diese Chronik nach bestem Wissen und Gewissen genutzt haben, finden sich am Ende dieser Seite.


Am 24. Februar 2022 erklärt der russische Präsident Wladimir Putin, dass er eine „militärische Spezialoperation“ im Nachbarland Ukraine ausführen lasse – und beginnt via Land, Luft und Wasser mit der Invasion des Landes.


Kurz darauf bieten die USA dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi an, sich und seine Angehörigen aus der Ukraine evakuieren zu lassen. Dies hätte jedoch zu einer völligen politischen Destabilisierung der Ukraine und einer schnellen Übernahme durch den russischen Aggressor geführt, weshalb Selenskyi dieses Angebot dankend ausschlug.


Aus der „militärischen Spezialoperation, die laut Putin nur wenige Wochen andauern sollte, wurde ein nunmehr seit einem Jahr anhaltender Krieg, nur unwesentlich weiter von Barsbüttel entfernt als die französische Hauptstadt Paris.

Nach nur einem Monat Krieg in der Ukraine sind diesem zum 24. März 2022 bereits tausende ukrainische und russische Soldaten zum Opfer gefallen. Weil die Ukraine kein NATO-Partner ist, können Europa und die USA bislang nur mit Sanktionen etwas gegen Russland ausrichten.


Da Deutschland sich in den vergangenen Jahrzehnten in Sachen Öl- & Gaslieferungen zu sehr von Russland abhängig gemacht hat, wollen die USA zumindest kurzfristig mit einem Flüssiggasabkommen für eine gewisse Energiesicherheit in Deutschland sorgen.

Am 24. April 2022 ist ein großer Teil der Ost-Ukraine bereits von russischen Truppen besetzt. Große Städte wie Charkiw, Mariupol und Odessa wurden großflächig bombardiert – Unterschiede zwischen militärischen und zivilen Zielen wurden dabei nicht gemacht. Hunderttausende verlieren in kürzester Zeit all ihr Hab und Gut.


Da nun langsam klar wird, dass Putin seine Truppen nicht wie angekündigt nach wenigen Wochen wieder aus der Ukraine abziehen lassen wird, stellen sich viele flüchtende UkrainerInnen darauf ein, Ihrem Zuhause auf Dauer Lebewohl sagen zu müssen.

24. Mai 2022. Während die Welt sich im Fernsehen und Internet den Scheidungskrieg zwischen Johnny Depp und Amber Heard anschaut, regnen bis zu 60.000 Artilleriegeschosse Tag für Tag auf die Ukraine nieder. Auch der nördliche Nachbar der Ukraine, Belarus, beginnt jetzt damit seine Truppen an seiner südlichen Grenze zusammenzuziehen. Kurz zuvor gab es ein Treffen zwischen dessen Machthaber Alexander Lukaschenko und Wladimir Putin im russischen Sotschi.


Aufgrund der unterstützerischen Haltung des Westens, in Form von Hilfsgütern für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland, beschimpft die Moskauer Führung Europa und die USA als „Diktaturen“. Die von der EU bereitgestellten Finanzmittel zur Unterstützung der ukrainischen Verteidigungskräfte werden auf zwei Milliarden Euro aufgestockt.

Der Kreml lässt am 24. Juni 2022 verlauten, dass die am Tag zuvor bekannt gemachte Aufnahme der Ukraine und Moldau in den Kreis der EU-Beitrittskandidaten als „geopolitisches Manöver gegen Russland“ zu verstehen sei. Bislang mussten 5,8 Millionen UkrainerInnen ihre Heimat in andere Länder verlassen, von denen etwa 400.000 den Weg nach Deutschland fanden.


Aufgrund schwerer Verluste auch auf russischer Seite beginnt Moskau mit Zwangsrekrutierungen im eigenen Land. Diese führen mancherorts dazu, dass sich auch innerhalb Russlands Flüchtlingsströme bilden, um diesen Rekrutierungen zu entkommen.

Trotz der Zusicherung Russlands, Getreide per Schiff aus der Ukraine exportieren zu können, begründete die russische Militärführung am 24. Juli 2022 die am Tag zuvor ausgeführte Bombardierung des Schwarzmeerhafens Odessa mit angeblich militärischen Zielen.


Nur zwei Tage zuvor unterzeichnete Russland eine Vereinbarung in der Türkei, dass die Häfen von Odessa und zwei weiteren Schwarzmeerstädten nicht angegriffen würden, um die Versorgung des Weltmarktes mit Weizen nicht zu gefährden. Vor allem in afrikanischen Staaten drohen durch den Verlust von etwa 20 Millionen Tonnen Weizen großflächige Hungersnöte.

Am 24. August 2022 ist das Kernkraftwerk Saporischschja so sehr durch Kriegshandlungen beschädigt, dass nur noch einer von insgesamt sechs Reaktorblöcken in Betrieb ist. Auch dieser wird aber in wenigen Tagen vom Netz genommen werden müssen.


Anlässlich des ukrainischen Unabhängigkeitstages spricht Präsident Selenskyi per Videoschaltung im UN-Sicherheitsrat, wo er unter anderem von aktuellen Angriffen Russlands auf die ukrainische Zivilbevölkerung berichtet. Mindestens 22 Menschen seien bei der Bombardierung eines Bahnhofes gestorben.


In Deutschland steigen die Gaspreise und die geplante Gasumlage trifft mancherorts auf harsche Kritik. Energieanbieter werden in diesem Jahr Rekordumsätze einfahren.

In Russland werden am 24. September 2022 knapp 750 BürgerInnen festgenommen, welche an Antikriegsprotesten teilgenommen haben. Die Rekrutierung von 300.000 russischen Staatsbürgern, teils ohne jegliche Kampferfahrung, chronisch Kranken oder Personen fortgeschrittenen Alters, trifft auch beim russischen Volk auf Gegenwehr.


Nach der teilweisen Rückeroberung von Gebieten um Cherson durch die ukrainische Armee werden Massengräber mit hunderten ukrainischen Soldaten und ZivilistInnen gefunden. Russland setzt bis dato auch international geächtete Waffen ein, wie Phosphorbomben, Streumunition und Anti-Personen-Minen. Beim Einsatz solcher Waffen kommt es überdurchschnittlich oft zu zivilen Opfern.

Das von Deutschland an die Ukraine gelieferte Luftabwehrsystem „IRIS-T SLM“ konnte bis zum 24. Oktober 2022 bereits 300 russische Langstreckenraketen und Dronen abfangen, welche gezielt kritische Infrastruktur wie Wasser, Strom & Wärme zerstören sollten. Mehr als eine Million Menschen sind derzeit ohne Strom.


Auch in Deutschland macht man sich nun verstärkt Gedanken über die Energieversorgung im Winter. Einige Konzerne schlagen vor, Raumtemperaturen grundsätzlich auf 19°C zu senken, ungenutzte Büroflächen nicht mehr zu beleuchten und auch Außenwerbungen in der Nacht nicht mehr anzustellen.


Etwa eine Million UkrainerInnen haben nun Schutz in Deutschland gesucht und gefunden, davon gut ein Drittel Minderjährige.

24. November 2022. Die „dreiwöchige militärische Spezialoperation“ Putins dauert nun seit 9 Monaten an. Laut Schätzungen der USA sind bisher jeweils über 100.000 ukrainische und russische Streitkräfte getötet worden, zudem gehen die Vereinten Nationen von etwa 7.000 zivilen Opfern aus. 15.000 UkrainerInnen werden vermisst, mehr als 10.000 ukrainische Kinder wurden nach Russland verschleppt, um dort medienwirksam als vermeintlich „vom Faschismus Befreite“ von russischen Familien adoptiert zu werden.


Deutschland, Europa und die USA werden vermehrt Opfer von sogenannten CyberAttacken, die gezielt Infrastruktur außer Betrieb setzen soll. Als das EU-Parlament Russland in dieser Hinsicht als staatlichen Unterstützer solcher terroristischen Machenschaften einstuft, wird auch das Parlament auf diese Weise angegriffen.

Einen Tag vor dem offiziellen Weihnachtstag in der Ukraine, dem 24. Dezember 2022, reißen die Bombardierungen seitens Russland nicht ab. Im Zentrum Chersons sterben 10 Menschen und über 50 weitere werden verletzt.


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betont in seiner Weihnachtsansprache, dass es „ein Gebot der Menschlichkeit [sei], dass wir den Angegriffenen, den Bedrohten und Bedrückten beistehen.“ Eine Kapitulation der Ukraine gegenüber Russland und eine entsprechende Belohnung des Überfalls schließt er konsequent aus.


Auch der ukrainische Präsident Selenskyi macht seinen Landsleuten an diesem Tage Mut, trotz anhaltender Kämpfe und ausbleibender Energieversorgung: „Wir werden auch diesen Winter aushalten, weil wir wissen, wofür wir kämpfen. Und wenn es keine Wärme gibt, werden wir uns lange umarmen, um uns gegenseitig zu wärmen. Wir werden lächeln und glücklich sein, wie immer.“

Am 24. Januar 2023 beschließt die Bundesregierung, dass der Ukraine der Kampfpanzer „Leopard 2“ geliefert werden könne und erlaubt ebenfalls Drittstaaten, Panzer dieser Bauart in die Ukraine exportieren zu dürfen.


Die gefürchtete 50.000 Mann starke „Gruppe Wagner“, welche hauptsächlich in russischen Gefängnissen zu Kampfhandlungen in der Ukraine angeworben wurde, ist durch Desertion und Kapitulation auf eine Zahl von 10.000 geschrumpft.


Vorerst konnte die Energiesicherheit in Deutschland gewährleistet werden. Mittels Maßnahmen, wie zum Beispiel der Mehrwertsteuerbefreiung auf Photovoltaikanlagen, will sich Deutschland unabhängig von fossilen Energieträgern aus dem Ausland machen.


Aktuell leben 122 Menschen aus der Ukraine – 42 Familien und 15 Einzelpersonen – in der Gemeinde Barsbüttel, im Kreis Stormarn waren es Ende vergangenen Jahres 2.636 Menschen, in ganz Schleswig-Holstein insgesamt weit über 40.000. Wir hoffen noch immer, dass der Krieg ein schnelles Ende findet, und setzen uns dafür ein. Damit ein Wiederaufbau der Ukraine beginnen und die Welt wieder sicherer werden kann.


Hier nun ein Überblick über die Quellen, die bei der Recherche dieser Chronik geholfen haben:

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